Offener Brief von Isaac Lee an Abraham K. Lee vom Januar 2001

„Wenn jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig.“ (Jakobus 1,26)
Stuttgart, den 06.01.2001
Lieber Pastor Abraham,
vielen Dank für deinen Brief am 20.Dezember 2000. Ich habe ihn am 23.12 empfangen, doch ich konnte nicht sofort darauf antworten, da wir letzte Woche den ganzen Brief Jakobus studiert haben. Alle Mitarbeiter haben durch dieses Bibelstudium viel Gnade, Orientierung und auch Kraft bekommen. Möge der Herr Dich und deine Familie in diesem Jahr reich segnen und Dir helfen, nach dem guten Willen Gottes seinem Werk in Deutschland zu dienen!
Lieber Pastor Abraham, es tut mir leid, daß du wegen mir so viel Sorge und Ärger hattest. In deinem zehnseitigen Brief hast du mir meine „Sünde“ noch einmal gezeigt und mich zur Buße aufgefordert. Die Hauptbeschuldigung ist, daß sich die Reform gesinnten Leiter ohne deine „Genehmigung“ versammelt und die „Spaltung“ verursacht hätten und daß die „geistliche Ordnung“ zerstört worden wäre. Dazu hast du noch erwähnt, daß ich oder M. Stephan T. Center um 20.000 DM Unterstützung gebeten hätten. Hier zeigen sich aber einige wesentlichen Probleme.
Erstens: Du gehst selbstverständlich davon aus, daß sich die Bezirksleiter ohne deine Genehmigung nicht versammeln und ihre Meinung austauschen dürfen. Wir haben am 26. Juni. 2000 in Köln darüber bereits diskutiert. M. Kaleb Hong, Peter Chang, Paulus Kwon und Stephan Choi waren auch dabei. Du hast gesagt, solch eine inoffizielle Versammlung sei deshalb nicht biblisch, weil es so etwas bei UBF noch nie gegeben hat. Stimmt es, daß alles, was in UBF nicht praktiziert wird, gleichzeitig nicht biblisch ist? Das Evangelium befreit uns von dem Fluch des Gesetzes und der Furcht und macht uns zu dessen Priestern, die Gott ohne Furcht in Gerechtigkeit und Heiligkeit dienen (Lk 1,74.75). Dieses Evangelium gibt uns sowohl die Freiheit des Gewissen als auch die Freiheit der Versammlung. Entscheidend ist doch das Motiv und das Ziel der jeweiligen Versammlungen. Wie viel Unheil wurde schon bei den „offiziellen“ Versammlungen in der Kirchengeschichte beschlossen?! Wie viele fromme Bewegungen haben in der „inoffiziellen“ Versammlungen begonnen?!
Zweitens: In deinem Brief behandelst du nicht die fünf Reformpunkte, die wir dir am 26.6.2000 vorgeschlagen haben, sondern es geht darin hauptsächlich um die sogenannte „geistliche Ordnung“. Das offenbart gerade das wesentliche Problem. Die geistliche Ordnung ist nicht durch die „inoffizielle“ Versammlung zerstört, sondern durch das Überbetonen der Autorität der Leiter. Gemäß der Genesis Kap. 1 besteht die geistliche Ordnung darin, daß Gott als der Schöpfer der Höchste ist, alle Menschen stehen unter Gott und alle anderen Dinge sind den Menschen untergeordnet. Wenn ein Knecht Gottes selbst dem Wort Gottes gehorcht und gemäß dem Wort Gottes handelt, ist er ein guter Verwalter Gottes. Wenn er aber die absolute Autorität beansprucht, die eigentlich nur Gott beanspruchen kann, zerstört er damit die geistliche Ordnung; er wird zu einem Sklave seines Fleisches und richtet ein Chaos an. Ein gutes Beispiel ist Saul und David. Als Saul seine Stellung verließ und nach seiner eigenen Ehre trachtete, konnte er sein Gefühl nicht mehr beherrschen und hat viele unschuldige Menschen leiden und sogar sterben lassen. Um David versammelte um sich 400 Leute. Die geistliche Ordnung in Israel war nicht durch die „inoffizielle“ Versammlung Davids zerbrochen, sondern bereits durch den Hochmut Sauls.
Genauso ist die geistliche Ordnung in UBF nicht durch die „inoffizielle“ Versammlung zerstört. Wir wissen schon, daß M. Samuel C. Lee die absolute Autorität beansprucht. Er setzte den Leiter in Moskau zweimal ab. M. Augustin Song hat er sehr unmenschlich abgesetzt. Wegen des Mißbrauchs seiner „absoluten“ Autorität wurden viele Leute im Herzen verwundet und verließen die Gemeinde. Darunter waren auch die Gemeindeleiter, die an der Campusevangelisation in der USA mitgewirkt haben wie z.B M. Peter Chang in OSU, M. John Shin in New York und M. James Kim in Toledo.
Aber das noch größere Problem ist, daß du das als der verantwortliche Leiter für UBF in Deutschland einfach akzeptierst und ihn sogar dabei unterstützt. Als ich 1993 bei der MSU Konferenz erfuhr, wie M. Samuel C. Lee mit aller List und Drohungen H. Rebekka von UBF Madison nach Chicago holen und dort mit einem Hirten verheiraten wollte, sprach ich mit Dir in Köln darüber. Aber du hast die Autorität von M. Samuel verteidigt und sogar seine Zielstrebigkeit gelobt! Wenn ich deinen Brief lese, so erkenne ich, daß es dir hauptsächlich um deine Autorität geht.
Pastor Abraham, du hast den Brief von M. Susanna an M. Peter Chang gelesen. Sie hat in ihrem Brief geschildert, wie ihre kleinen Kinder von M. Peter Chang im Namen der Erziehung geschlagen wurde und von ihm verlangt wurden, eins ihrer Kinder als Adoptionskind abzugeben. Ihre konkrete Darstellung scheint mir glaubwürdig. In deinem Brief hast du behauptet, daß wir uns in Siegen versammelt hätten und dieser Familie geholfen hätten, den Beschuldigungsbrief gegen M. Peter Chang zu schreiben. Das stimmt überhaupt nicht. Du weißt, daß M. Peter bisher weder sie um Verzeihung gebeten noch eine eingehende Aufklärung abgegeben hat. Ich finde es nicht richtig von dir, daß du das Verlangen von M. Susanna nach der Gerechtigkeit einfach ignorierst. Wenigstens solltest du eine objektive Untersuchungskommission bilden und der Tatsache dem biblischen Prinzip entsprechend auf den Grund gehen, denn der Inhalt dieses Briefes ist für jeden schockierend.
Dieses Problem sehe ich auch bei M. Kaleb Hong in HD. Als ich ihn im Juli 2000 auf seine Einladung hin besuchte und mit ihm 6 Stunden lang diskutierte, verteidigte er stets die Autorität „des Knechts Gottes“. Er benutzte drei Personen als Beispiel: Miriam, die aussätzig wurde, David, der Saul trotz seiner Schwäche hochgeachtet hatte und Hananias und Sapira, die wegen ihrer Heuchelei getötet worden waren. Dabei sagte er, daß der „Knecht Gottes“ sogar eine Autorität über Leben und Tod besäße. Für ihn wäre die Autorität des Knechts Gottes heilig und unantastbar. Schließlich bittet mich M. Kaleb aufgrund Gen12,2.3, auf der Seite von M. Samuel zu stehen, denn wie jeder in Abraham gesegnet wird, wird man gesegnet, wenn man auf der Seite der „Rechtmäßigen“ („Orthodoxen“, koreanisch: „Jeong Tong“) steht. Er fügte hinzu, daß alle unabhängig von der Zahl untergehen werden, wenn sie nicht auf der Seite „ der Rechtmäßigen“ stehen. Ich fragte ihn dann, ob Luther oder der Papst der „Rechtmäßige“ sei. Er sagte, daß Luther der „Rechtmäßige“ sei, weil seine Ansicht biblisch sei. Ich fragte ihn dann, was biblisch sei, ob jemand unabhängig von seiner Stellung seine Fehler zugibt und Buße tut, oder daß er jeden bestraft, der ihm seine Fehler zeigt. Ich sagte ihm, daß David deshalb von Gott gesegnet worden sei, weil er ja trotz seiner hohen Stellung für seine Sünde Buße getan hatte, während Saul bis zum Ende unbußfertig geblieben war. Ich achte M. Kaleb Hong hoch. Er ist ein ehrlicher Mensch und einer von meinen Freunden, die mir in meiner Not bei gestanden haben. Aber seine Ansicht hinsichtlich der Autorität des Knechts Gottes kann ich nicht teilen.
Drittens: Du unterstellst mir, daß M. Stephan und ich von Anfang an die Spaltung der UBF beabsichtigt und sie systematisch durchgeführt hätten. Warum sollte ich die Spaltung in UBF wollen? Ich will, daß die ganze Gemeinde UBF nach der Schrift erneuert wird. Wenn UBF gespalten würde, würden sehr viele Missionare heimatlos. Sicher werden viele Hirten auch verletzt werden. Aber du hast immer wieder betont, daß das Werk Gottes das Werk der Übriggebliebenen sei und daß du nicht bereit seist, Kompromiß zu schließen. Ich, M. Stephan und alle anderen Reformmissionaren wollen dasselbe - die Erneuerung der ganzen UBF - Gemeinde.
Viertens: Dein Brief zeigt auch deine inkonsequente Haltung gegenüber Wahrheit.
Du wirst sicher zustimmen, daß alle Menschen Buße tun sollten, wenn sie schwerwiegend gesündigt haben. Aber wenn es um M. Samuel geht, verteidigst du ihn mit allen Mitteln. Als M. Peter Chang in OSU 1991 einen Rundbrief an die Leiter der UBF sandte und seine Reformanliegen mitteilte, hast du ihn als einen Hochmütigen und Undankbaren verurteilt. 1994 teilte auch M. James Kim seine Reformanliegen ebenfalls durch einen Rundbrief mit und kritisierte M. Samuel C. Lee öffentlich. Ihn hast du noch härter verurteilt. Hier werde ich nicht näher in ihre Reformanliegen eingehen, da sie vom Inhalt her fast identisch mit den jetzigen Reformanliegen sind.
Im Frühjahr 1994 gab es eine Unruhe in der Gemeinde Köln. Da hattest du Angst vor M. Samuels harten Maßnahme. Darum versammeltest du die älteren Mitarbeiter in Köln und schüttetest dein Herz aus und sagtest, daß du eigentlich die Behauptungen und die Kritik an M. Samuel von M. James Kim in Toledo und Peter Chang in OSU für richtig findest und daß sie ungerecht ausgeschlossen worden seien und daß du auch wie sie zum Opfer werden würdest. Du hast die älteren Mitarbeiter um ihre Unterstützung gebeten, falls etwas unrechtes bei ihm durch M. Samuel C. Lee passieren würde. M. Lukas Kwon ist ein Zeuge dafür. Nachdem du aber nach dem Training in Chicago von USA zurückgekommen warst, verehrtest du M. Samuel C. Lee noch mehr. Im Sommer1996 war ich in Korea. In Korea erfuhr ich, daß bei der Versammlung der Senior Hirten von dem Wechsel der Leitung in Deutschland die Rede war. Ich ließ es von den drei Senior Hirten als Tatsache bestätigen. Dann sagte ich zu H. John Jun, daß ich es für nicht gut finde. Ich kam eine Woche früher als geplant nach Deutschland zurück, um an der Bezirksleiterkonferenz teilzunehmen. Bei der Konferenz sagte ich es Dir. Da danktest du mir für mein Vertrauen in dich und sagtest, daß du M. Peter Chang und M. James Kim für gerecht findest und daß sie ungerecht von der Gemeinde ausgeschlossen worden seien und daß du es auch in Korea durch das Gespräch mit H. Mark Yang gemerkt hättest. Am Abend versammelte ich die Bezirksleiter ohne Dich und fragte sie nach ihrer ehrlichen Meinung zu dem Wechsel der Leitung in Deutschland. Alle waren einig, daß du weiter als Leiter in Deutschland fungieren solltest. Daraufhin schickten wir durch M. Kaleb einen Fax nach Korea mit der Bitte, daß du weiter an der Leitung bleiben dürftest. So wurde dieser Plan des Wechsels der Leitung verhindert. Was ich hier sagen wollte, ist deine inkonsequente Haltung gegenüber der Wahrheit.
Bei der Bezirksleiterkonferenz in Rehe (6.Sep. 2000) habe ich dich dazu aufgefordert, die Gründe für die Gemeindezucht für mich und M. Stephan zu zeigen. Folgendes hast du als zwei Punkte meiner „Sünde“ vorgetragen. Die erste Sünde war, daß ich ohne deine Genehmigung Theologie studiert hätte. Du hast behauptet, du hättest durch die Mitarbeiter in Stuttgart telephonisch erfahren, daß ich Theologie studiere. Das stimmt nicht, denn ich und andere Seniorenmissionaren hatten damals einmal im Monat nach der Versammlung Gemeinschaft. Bei der Gemeinschaft habe ich ab und zu gesagt, was ich bei der Vorlesung gelernt habe. Und auch du hast mir gesagt, was du bei der theologischen Vorlesung über die Predigt an der Uni in Wurpertal gelernt hast. Aber bei der Leiterkonferenz in Rehe hast du es verneint. Erst, als ich dich an dein Wort über die Predigtvorlesung erinnerte, hast du es zugegeben, indem du sagtest: „Ich habe nur sechs Monate studiert.“ Meine zweite „Sünde“ wäre die inoffizielle Versammlung. Warum hast du in deinem Brief diese erste „Sünde“ nicht erwähnt? Ist es nicht deshalb, weil du es im Grunde genommen nicht für „Sünde“ hältst? Wir Christen dürfen nicht zuerst danach fragen, was es uns bringt, sondern was die Wahrheit ist, selbst wenn es uns nur Verluste einbringt. Wenn wir nicht die Wahrheit sagen und je nach der Situation etwas anders sagen, ist unser Dienst für Gott vergeblich (Jakobus 1,26).
Fünftens: Du hast in deinem Brief erwähnt, daß ich oder M. Stephan von T. Center 20.000 DM gefordert hätten. Ich habe weder von T. Center noch C. Center derartige Unterstützung verlangt. Woher hast du diese Information? Sage bitte die Quelle dieser Information und entschuldige dich für diese falsche Verleumdung auch öffentlich! Als 9 Hirten 1997 meine Gemeinde verließen, waren wir in großer finanziellen Not. Trotzdem habe ich um keine Unterstützung in Korea gebeten. Einige Zentren in Deutschland haben uns ein Jahr lang mit insgesamt etwa 600-700 DM monatlich unterstützt, darunter war auch UBF HD. Ich bin sehr dankbar dafür. In solch einer schwierigen Zeit (November 1997) hast du M. Johannes Kim angerufen, der damals als Internmissionar in Stuttgart war, und kritisiertest mich, ich hätte keine feste Berufung mehr. Du batest ihn, daß er ihm von da an direkt berichten solle, was in Stuttgart passiert und versprachst ihm indirekt, ihn zur nächsten Leiterkonferenz einzuladen.
Sechstens: Du übersiehst die Notwendigkeit der Reform bei UBF in der Geschichte. Wenn man deinen Brief liest, bekommt man den Eindruck, daß alles in Ordnung wäre und daß die Reformmissionaren die „Unruhestifter“ bzw. „reißende Wölfe“ seien, wie M. Kaleb Hong die Reformhirten bezeichnet hatte.
Aber das stimmt nicht. Der Beweis dafür ist die Geschichte der Entwicklung UBFs. Die 7 Seniorenhirten, die 1976 die Reformbewegung begonnen hatten, waren nicht die „Rebellen“, wie M. Samuel C. Lee sie bezeichnet. Sie waren ehrliche Reformer, die ihr Leben für die Erneuerung der Gemeinde aufs Spiel setzten. Leider wurde ihr Anliegen nicht ganz ernst genommen. Trotzdem hatte das die Folge, daß M. Samuel C. Lee nach Chicago ging und, daß UBF in Korea unter der Leitung von H. John Jun wachsen konnte. Um1990 haben einige Bezirksleiter in USA versucht, die Gemeinde zu erneuern. Aber dieser Versuch schlug auch fehl. Warum waren diese beiden Reformbewegungen fehlgeschlagen? Der Grund ist einfach. Weil viele Leute ihnen nur egoistisch zugesehen haben. Nun ist UBF 40 Jahre alt geworden. Die Reformbewegung in Korea 2000 ist die dritte Bewegung. Diesmal sollen alle diese Bewegung unterstützen und die ganze Gemeinde UBF weltweit erneuern. Du hast in deinem Brief gesagt, daß ich und andere Reformmissionare nur deshalb mitmachen würden, weil wir aus der Provinz kommen. Nein. Hinsichtlich der geschichtlichen Entwicklung ist eine Reform in UBF notwendig. Das ist meine Überzeugung und auch von den Reformmissionaren. Ich bete dafür, daß ich meinen Kindern eine Gemeinde hinterlassen kann, in der sich das Leben entfalten kann und auf die sie stolz sind.
Du hast auch geschrieben, daß die Reform bei sich selbst beginnen muß. Ich stimme dir in diesem Punkt zu. Reform muß bei den Reformern und bei den eigenen Gemeinden beginnen. Aber das heißt lange nicht, daß wir einfach zusehen sollen, wie viele zum Opfer des Mißbrauchs der „absoluten“ Autorität werden. Wir sind in Jesus Christus alle miteinander verbunden. Wir tragen die weltweite Verantwortung. Ohne eine weltweit grundlegende Erneuerung hat unsere Reform in einer einzelnen Gemeinde ihre Grenzen.
Siebtens: Du hast kein großes Problembewußtsein für die Reform in der Gegenwart. UBF hat sehr viele Stärken, und Gott hat sie bis heute für die Campus - und Weltmission kostbar gebraucht. Das zweier Bibelstudium, die Jüngererziehung, der Eifer für die Seelenrettung, die Weltmission durch die Laienmissionare und die herzliche familiäre Gemeinschaft usw. sind die Stärke von UBF. Aber wir dürfen nicht schweigen, welche Fehler wir gemacht und welche Schwäche wir noch haben.
Ich selber habe am Anfang meines Missionslebens viele Fehler gemacht. Ich habe oft die Hirten unmenschlich trainiert. Jesus hat immer wieder gelehrt, eine Seele sei kostbarer als die ganze Welt. Wer der erste sein will, soll der letzte sein. Der Leiter ist Diener. Herrschaft ist Dienerschaft. Aber mein gefallenes Wesen wollte gerne Macht ausüben. Dabei habe ich viele seelisch verletzt. Gott hat mich sehr geliebt, so daß er mich 1997 durch die Unruhe in der Gemeinde trainierte. Leitende Missionare haben mit H. Xaver, H. Christian und H. Thomas viel diskutiert. Sie haben alles, was ich falsch gemacht hatte, gesagt. Ihre Hauptkritik war der autoritäre Führungsstil bei mir und in UBF. Ich gab meine Fehler zu und versprach die Erneuerung meiner inneren Haltung und so die Erneuerung der Gemeinde. Aber sie zweifelten an der Erneuerung der Gemeinde. Denn ein wichtiger Anlaß der Kritik war, daß M. Samuel die Sommerbibelkonferenz in De Bron von 1994 sehr autoritär geleitet hatte. Damals hatte H. Christoph Gronbach in Stuttgart eine Predigt vorbereitet. Aber eine Woche vor der Konferenz wurde der Prediger gewechselt. Der Stuttgarter Chor hatte ein Lied vorbereitet. Der Chor wurde vier Mal nach vorne gebeten, aber kurz vor dem Auftritt wurde es gestrichen. Sie fanden in UBF Newsletter auch, daß M. Samuel in der 30 jährigen Geschichte von UBF seine unmenschliche Trainingsmethoden, die er früher verwendet hatte, mit Stolz berichtet hatte. Darum waren sie der Meinung, daß sie mitschuldig werden und die Erneuerung der Gemeinde eine Grenze hat, solange der Struktur der UBF gleich bleibt. So verließen die Familie Xaver und Christian UBF. Mit ihnen gingen 5 andere Hirten. Ich will meine Fehler nicht rechtfertigen. In erster Linie bin ich für ihr Verlassen der Gemeinde verantwortlich. Ihr Verlassen bereitete mir große Schmerzen. Die Schmerzen waren so groß, daß ich sehr lange Zeit wie gelähmt war. Aber durch Gottes Gnade konnte ich wieder aufgerichtet werden. In dieser Zeit der Anfechtung konnte ich das Evangelium und die Liebe Jesu neu und tiefer verstehen und auch die Kraft des Wortes erfahren und meine Gesinnung einigermaßen erneuern. Vor allem bin ich dankbar, daß meine treuen Mitarbeiter mir bei gestanden haben. Wir beten für das innere Wachstum viel und bemühen uns sehr darum. Auch Organisatorisch ist die Gemeinde erneuert. Wir haben seit dem 1.1 2000 eine neue Satzung, die alle Reformpunkte enthalten. Der Satzung entsprechend entstanden 4 Gruppe und 12 Kreise. Drei große Aufgabenabteilungen sind entstanden (Bibelarbeit-Gottesdienst-Bibelfreizeit; Mission-Schulung-Information; Verwaltung-Kasse). Jede Abteilung wird selbständig und kreativ arbeiten und ihre Gaben einsetzen.
Lieber Pastor Abraham, wir wissen, daß viele Hirten und Missionare unsere Gemeinde verlassen haben. Bis jetzt haben wir oft Schuld auf sie geschoben. Aber wir müssen zugeben, daß wir auch schuldig sind und daß wir an die gewisse Grenze gestoßen sind. Obwohl wir schon mehr als 20 Jahre der Deutschlandmission dienen, haben wir nur einen einzigen deutschen Hirten zum Gemeindeleiter aufgestellt. Als die europäischen Missionare Korea evangelisierten, stellten sie schon innerhalb von 10 Jahren viele koreanischen Laien Gemeindeleiter auf (nach der Neviusmethode). Ich gebe zu, daß es hier anders ist als damals in Korea. Wir sollen zwar unsere Stärke bewahren und gezielt für die Campusmission arbeiten, aber in vielerlei Hinsichten sollen wir umdenken und die Predigt, das Bibelstudium, die Schulung der Missionare und der Hirten, die Aufstellung der vollzeitlichen Hirten usw. weiter forschen und entwickeln. Wenn wir nicht umdenken und weiter nur im alten System und Denken beharren, können wir Deutschland nach meiner Meinung nicht zu einer priesterlichen Nation verwandeln. Ich möchte dich auf keinem Fall abstürzen. Was ich will, ist die Erneuerung der ganzen Gemeinde UBF, so daß UBF von Gott in diesem 21.jh kostbar gebraucht wird und unser Gebetsanliegen für 10.000 Bibellehrer erfüllt wird!
Lieber Pastor Abraham, ich hoffe, daß du einsiehst, daß sowohl die persönliche Reform als auch die Reform der Gemeinde weltweit notwendig ist. Ich wünsche dir Gottes reichen Segen. Schöne Grüße an M. Sara. Ich bin ein Schuldner ihrer Liebe und ihres Gebets. Übrigens werde ich diesen Brief veröffentlichen, weil du deinen Brief an mich überall veröffentlicht und mich beschuldigt hast.
In Jesus Christus verbunden
dein Isaac Lee

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